Medientechnologe Druck – in der Praxis

Die Medi­en­tech­no­logen Druck sorgen für die ein­drucks­volle Wiedergabe von Text und Bild. Sie sind die quali­fizier­ten Fach­leute, die den gesam­ten Druck­prozess steuern und dem Print­pro­dukt das rich­tige Outfit ver­lei­hen. Die Funk­ti­ons­ab­läufe der Maschi­nen muss man im Kopf und die Mess-, Regel- und Steuer­­tech­nik im Griff haben.

Branchenfilme – HPV – Mediengestalter Digital und Print
Medientechnologe Druck
Branchenfilme des bvdm – Die Medienmacher Print & Digital 2/5
 

Das Berufsbild im Rundumblick

Der ZFA hat im Rah­men des Pro­jekts Social Virtual Learning 2020 zusammen mit sei­nen Pro­jekt­partnern und der Agentur TwinC einen 360-Grad-Film erstellt.

In dem Video erklären drei Azu­bis der Hei­delberger Druck­ma­schi­nen AG ihren Beruf und bie­ten einen klei­nen Ein­blick in ihre Tätigkeit an den Druck­ma­schi­nen. Diese neue Form der Berufs­in­forma­tion kann sowohl kon­ven­tionell als auch mit VR-Brille gen­utzt wer­den. Das Video kann so zur Gewin­nung von Aus­zu­bildenden auf Mes­sen oder in Schulen ein­ge­setzt wer­den. Schauen Sie sich im PrintMedi­a­Cen­ter um, ein­fach mit der Maus die Kame­raein­stel­lung ändern.

Bilderstrecke

Bilderstrecke Packmitteltechnologe

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Bestenehrung der IHK

Die Nationale Bestenehrung

Die Deut­­sche Indus­­trie- und Handelskammer­ (DIHK) zeichnet regelmäßig Aus­­zu­­bildende für ihre hervor­­ragenden Prüfungs­er­geb­­nisse aus. Auch Aus­­zu­­bildende aus der Druck- und Medi­en­­­wirt­schaft sind immer wieder unter den Gewin­nern. Siehe auch  Web­­seite des DIHK.

Wie ein sol­cher Aus­bildungs­erfolg gelingt, zeigt das folgende betriebli­che Bei­spiel vom Bundesbesten-Wett­bewerb 2009.

Etiketten von der Rolle – CCL Label Meerane GmbH in Sachsen

Blitzschnell durch­läuft die dünne Folie die Druck­werke der Anlage. In der lich­ten Werkhalle riecht es nach Farbe und Lösungs­mit­tel. Neben der Schnei­de­ma­schine lagern fer­tige Rol­len mit Etiket­ten. Die Labels, die hier im Gewerbe­gebiet von Mee­rane im Tief­druckver­fah­ren ent­ste­hen, wer­den Batte­rien und Getränkefla­schen kennzeich­nen. Dank des Bedruck­stoffs Folie kann spä­ter auf der Bierfla­sche oder der Batte­rie der Ein­druck ent­ste­hen, als seien Pro­dukt­name, Logo und Ver­brau­cher­informa­tio­nen nicht auf­ge­klebt, sondern direkt auf­ge­druckt.

Phil­ipp Möh­wald hat gut zu tun in sei­ner Früh­schicht. In rascher Folge rüs­ten er und seine Kolle­gen die Tief­druck­anlage um, wechseln Far­ben, Format und Zylinder. Denn der Kunde ordert meist nur kleinere Auf­la­gen, also muss die Maschine häufig mit neuen Auf­trägen bestückt wer­den. Ein Bran­chen­trend. Möh­wald hat im Som­mer 2009 seine Aus­bil­dung zum Tief­dru­cker hier bei der CCL Label Mee­rane GmbH mit der Aus­zeich­nung „Bundes­sie­ger“ beendet. Nun sammelt der 22jäh­rige Berufs­erfahrung – und lei­tet bereits selbst die neuen Aus­zu­bildenden an.

Das Unter­neh­men im säch­si­schen Mee­rane, hart an der Grenze zu Thürin­gen, ist Teil des welt­weit agierenden CCL-Kon­zerns mit Haupt­sitz in Kanada. „Wir sind die Tief­druck­spe­zialis­ten der Gruppe“, berich­tet Aus­bildungs­lei­ter Lutz Kraska. Das bedeu­tet zwei­er­lei: Die Ent­wick­lungsin­ge­nieure unter den 150 Beschäf­tig­ten erpro­ben bei­spiels­weise, wie dünn die Folie sein kann, ohne beim Druckvor­gang zu reißen. Und wenn CCL ein neues Werk – etwa in Thai­land – eröffnet, hel­fen Maschi­nen­füh­rer aus Mee­rane bei der Ein­arbei­tung.

Philipp Möhwald
Phil­ipp Möh­wald und DIHK-Präsident Prof. Dr. Hans Heinrich Driftman

Eigen­in­itia­tive wich­tig

Seit 2005 bildet der Betrieb Tief­dru­cker aus. Dahin­ter steht die Ein­sicht, dass ein klei­nes Unter­neh­men in einer Stadt mit 16.000 Ein­wohnern nicht ein­fach dar­auf hoffen kann, dass sich genügend Fach­leute bewer­ben. Also wurde beschlos­sen: „Wenn wir sie auf dem Arbeitsmarkt nicht bekommen, müs­sen wir selbst quali­fizieren“, berich­tet Kraska. Die Aus­bil­dung findet vom ers­ten Tag an unter den Bedingun­gen des Pro­duk­ti­ons­drucks statt. Die Anlage steht nicht still; die Maschi­nen­füh­rer haben ihr Auf­trags­soll zu erfül­len; die Berufs­bildung läuft quasi nebenbei mit. Des­halb müs­sen die jun­gen Leute die Fachkräfte an der Maschine mit Fra­gen löchern, wenn sie etwas wis­sen wol­len oder nicht ver­standen haben. „Das erfordert von den Azu­bis viel Eigen­in­itia­tive“, sagt Kraska. Das Kon­zept sieht vor, dass die Anfän­ger zunächst mit dem Dru­cker­hel­fer arbei­ten, danach die Auf­ga­ben des zwei­ten Dru­ckers an der Maschine ken­nen ler­nen und schließlich vom Maschi­nen­füh­rer ein­gewie­sen wer­den.

Phil­ipp Möh­wald kennt inzwi­schen bei­de ­Sei­ten: „Als Aus­zu­bildender habe ich dau­ernd nach­ge­fragt. Manch­mal haben sich die Kolle­gen schon gewundert, was ich alles wis­sen wollte.“ Wenn ihm jetzt selbst Berufs­anfän­ger zuge­teilt sind, ermun­tert er sie zum Nach­ha­ken. „Es ist schön, Wis­sen wei­ter­ge­ben zu kön­nen“, sagt der Bundes­sie­ger und fügt hinzu: „Manch­mal muss ich rich­tig über­le­gen: Wie erkläre ich jetzt die Zusammen­hänge in Kurz­form? Das macht Spaß.“

Ziel: unbe­fris­te­ter Ver­trag

Abituri­en­ten wie Möh­wald haben bei CCL Label Mee­rane bei der Bewerbe­r­aus­wahl gute Chan­cen, berich­tet Kraska, „wegen der Vor­kennt­nisse und wegen der größe­ren Reife auf­grund des Alters.“ Und weil sie als Volljäh­rige ganz in den Drei-Schicht-Betrieb inte­griert wer­den kön­nen. Doch unter den bei­den neuein­ge­stell­ten Azu­bis pro Jahr war bis­her auch immer ein Kandidat mit Mit­tle­rer Reife. Wer bei der Prüfung am Ende der Aus­bil­dung gut abschnei­det, wird zunächst für ein Jahr über­nommen. Ziel ist, den jun­gen Fachkräf­ten danach einen unbe­fris­te­ten Ver­trag anzu­bie­ten.

Die Azu­bis des Tief­druck­un­ter­neh­mens ver­brin­gen im Lauf der Aus­bil­dung 12 bis 14 Wochen im „Aus­bildungs­zentrum Polygraphie“ (AZP) in Chemnitz, zusätzlich zur Berufs­schule. Dort erarbei­ten sie sich Fach­wis­sen, das die Firma nicht ver­mit­teln kann – über ein zwei­tes Druckver­fah­ren etwa oder über die Druck­formher­stel­lung. Außer­dem, berich­tet AZP-Dozen­tin Erika Würkert, dürfen die Lehr­linge in der Chemnitzer Werk­statt „Feh­ler machen und dar­aus ler­nen“. Der Erkennt­nisgewinn für Berufs­anfän­ger ist groß, wenn sie selbst ver­ur­sachte Störun­gen analy­sie­ren, um sie künf­tig aus­zu­schließen. Es ist eine wich­tige Erfahrung, die aber in der laufenden betriebli­chen Tief­druck­pro­duk­tion mög­lichst ver­mieden wer­den muss.

„Die Kolle­gen an der Berufs­schule haben uns um die AZP-Kurse benei­det“, berich­tet Phil­ipp Möh­wald. Er fand es auch inter­essant, mit Soft­ware­programmen für Design und Bild­be­arbei­tung zu arbei­ten und sich die Grund­la­gen des Off­set­drucks anzu­eig­nen. Das war nicht ohne, sagt er, obwohl „der Tief­druck die anspruchs­vollere Form ist, besonders dann, wenn an großen Anla­gen von der Rolle gedruckt wird.“ Auch zur Vor­be­rei­tung auf Zwi­schen- und Abschluss­prüfung schickt die Firma die Azu­bis ins AZP nach Chemnitz. Natür­lich kos­tet diese zusätzli­che außer­be­triebli­che Quali­fizierung das Unter­neh­men Geld, sagt der Aus­bildungs­lei­ter, aber: „Allen ist klar, dass uns nur gut aus­ge­bildete Fach­arbei­ter nüt­zen.“

Meis­ter­prüfung oder Fort­bildung

Zwei Tief­dru­cker von CCL berei­ten sich gerade im Aus­bildungs­zentrum Polygraphie berufs­be­glei­tend auf die Meis­ter­prüfung vor. Die Firma gibt einen finanzi­el­len Zuschuss und sorgt dafür, dass sich Schicht- und Kurs­zei­ten ver­einba­ren las­sen. Möh­wald dage­gen möchte gleich die Fort­bildung zum Tech­ni­ker machen. Mit dem aus­gezeichne­ten Abschluss kann er ein Sti­pen­dium der Stif­tung Begab­ten­förde­rung bean­tra­gen. Einen klei­nen Dämp­fer hat sein Lern­eifer allerdings bekommen, als er merkte, dass Teilzeitquali­fizierun­gen zum Druck­tech­ni­ker nur in Frankfurt am Main lau­fen. Zu weit ent­fernt, als dass Phil­ipp Möh­wald den Kurs und die Arbeit in Mee­rane kombi­nie­ren könnte. Aber ganz aus­steigen und zwei Jahre wieder voll die Schulbank drü­cken, dass möchte er auch nicht: „Ich will doch die Chance, einen Job zu haben und im Betrieb blei­ben zu kön­nen, nut­zen.“ Zeit, die Fort­bildungs­idee wei­ter reifen zu las­sen, bleibt dem 22-jäh­rigen allemal.

Helga Ballauf